Projektbeschreibung

Das Forschungsprojekt mit dem Titel „Gottes Fragen. Ironie und Ambiguität in Ijob 38,1-42,6“ behandelt die Gottesreden im Schlussteil des Ijobbuches. Die beiden an Ijob gerichteten Reden Gottes aus dem Sturmwind folgen auf das lange Gespräch Ijobs mit seinen Freunden (Ijob 3-37), das am Ende ohne Ergebnis abbricht. Daher erwartet der Leser, nun von Gott selbst Antworten auf die durch Ijobs unschuldiges Leiden hervorgerufenen Fragen zu gewinnen. Indes werden die Gottesreden in dieser Hinsicht oft als enttäuschend wahrgenommen, da sie vor allem Beschreibungen enthalten von Elementen der Schöpfung, besonders von Wildtieren (Löwe, Wildesel, Strauß u.a.) und angsteinflößenden Urtieren (Behemot/Nilpferd und Leviatan/Krokodil).

Neben dem Inhalt der Gottesreden verdient allerdings auch deren rhetorische Ausprägung Beachtung. Denn tatsächlich bestehen die beiden Reden über weite Teile aus rhetorischen Fragen und Aufforderungen, die einen ironischen Unterton erkennen lassen. Zugleich weisen die Motive, die den Beschreibungen von Behemot und Leviatan zugrunde liegen, ein hohes Maß an Ambiguität auf, da beispielsweise das Nilpferd (Behemot) im Alten Ägypten sowohl Tod als auch Leben symbolisieren kann. In der bibelwissenschaftlichen Forschung zu den Gottesreden fanden jedoch textpragmatische Aspekte bisher oft nur wenig Beachtung.

Ziel der Studie ist es daher, mittels einer wirkungsästhetischen Analyse von Ijob 38,1-42,6 die pragmatische Funktion von Ironie und Ambiguität in den Gottesreden des Ijobbuches zu ermitteln. Die zugrundeliegende These lautet dabei, dass der Antwortcharakter der Reden Gottes an Ijob nicht allein aufgrund von deren thematischem Gehalt, sondern nur unter Berücksichtigung der von ihnen ausgehenden Wirkung im Zusammenspiel von Text und Leser zu erfassen ist.

In einem ersten Schritt sind hierzu literaturtheoretische Ansätze bezüglich des Stilmittels der Ironie zu durchleuchten, um davon ausgehend ein Instrumentarium zur Identifizierung ironischer Elemente in den Gottesreden zu entwickeln. Im Eröffnungsteil des Buches werden die Lesererwartungen im Hinblick auf die Buchlektüre vorgeprägt. Daher ist als zweiter Schritt die Eingangserzählung (Ijob 1,1-2,13) auf intertextuelle, ambige und ironische Elemente hin zu untersuchen. Der Hauptteil der Studie ist, auf der Grundlage der gewonnenen Ergebnisse, der Analyse von Intertextualität, Ironie und Ambiguität in den Gottesreden gewidmet. Zudem ist auch die Verbindung der Gottesreden zum Epilog (Ijob 42,7-17) mit in den Blick zu nehmen. In der abschließenden Zusammenfassung wird die zugrunde gelegte Methodik ausgewertet.

Das Forschungsprojekt versteht sich einerseits als Beitrag zur Auslegung der Gottesreden im literarischen Kontext des Buchganzen. Andererseits soll die Studie auch hinwirken zur Entwicklung einer Methodologie, die zur textpragmatischen Qualität des Ijobbuches korrespondiert.