Fachartikel

Irony in the Opening of God's Speeches

Usuteaduslik Ajakiri 77/1 (2021) (im Druck)

Der Beitrag untersucht den ironischen Gehalt in der Eingangspassage der ersten Gottesrede im Ijobbuch (Ijob 38,2f). Auf der Grundlage der Ironiedefinition von Edgar Lapp, wonach Ironie eine Simulation der Unaufrichtigkeit darstellt, werden in 38,2 Ironien sowohl in der spezifischen Gestalt der rhetorischen Frage als auch in den Anspielungen auf Ijobs Eingangsklage (Ijob 3) erkennbar; in ähnlicher Weise spielt 38,3 auf Ijobs herausfordernde Aufforderung an Gott in 13,22f an. Der ironische Unterton zeigt sich im spezifischen Gebrauch von Lexemen und Phrasen 38,2f, der durch einen Vergleich mit ähnlichen Passagen im Buch erkennbar wird. Die Ironien der Eingangspassage haben einen abmildernden Effekt, da sie die Kritik an Ijob teilweise verdecken.

Job’s Dark View of Creation: On the Ironic Allusions to Genesis 1:1-2:4a in Job 3 and their Echo in Job 38-39

Old Testament Essays 33/2 (2020), 266—284

Die Forschung zu den intertextuellen Bezügen zwischen Ijob 3 und Gen 1,1­­—2,4a (M. Fishbane, L. Perdue, S. Balentine u.a.) hat gezeigt, dass auffällige Parallelen zwischen den beiden Texten bestehen. Die Frage der Funktion der Anspielungen auf den Schöpfungsbericht in Ijobs Eingangsklage wurde bisher aber nur unzureichend beantwortet. Auf der Grundlage eine Evaluation der lexikalischen, motivlichen und strukturellen Übereinstimmungen zwischen den beiden Texten und unter Vergleich von Ijob 3 mit Jer 20,14—18 wird in der Untersuchung aufgewiesen, dass Ijobs Klage mittels Anspielungsironien in einen kritischen Dialog mit dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht eintritt. Das gleiche rhetorische Stilmittel kommt auch in der ersten Gottesrede (Ijob 38—39) zur Anwendung, die nun ihrerseits Ijob 3 einer ironischen Kritik unterzieht. Ijob wird also am Ende gewissermaßen mit seinen eigenen Waffen geschlagen, indes nicht auf eine erniedrigende, sondern eher auf eine wohlwollende Art und Weise.

Job, Victim of Ironies. A Linguistic Reevaluation of Job 1:10 in its Context

Studia Biblica Slovaca 11 (2/2019), 87—102

Oft wird Ijob 1,10 als rhetorische Frage übersetzt, fungiert textpragmatisch aber als ironische Behauptung. Das einleitende הלא zeigt nämlich nicht immer den Beginn eines Fragesatzes an, sondern hat mitunter eher eine asseverative oder präsentative Funktion. Linguistische Untersuchungen zum Vorkommen von הלא im biblischen Hebräisch haben mehrere Kennzeichen für einen nicht-interrogativen und nicht-negativen Gebrauch der Satzeröffnung zum Vorschein gebracht, wovon zwei in Bezug auf Ijob 1,10 zutreffend sind: Die Voranstellung des Subjekts vor dem Verb (in Verbalsätzen) sowie das Vorangehen einer rhetorischen Frage vor dem mit הלא eröffneten Satz. Ijob 1,10 ist daher eher als Behauptung denn als rhetorische Frage zu übersetzen. Zugleich wird diese Behauptung aufgrund von Wortwiederholungen, kontrastiver Gegenüberstellung und Übertreibungen als ironische Kritik an Gottes Schutz und Segen für Ijob und an der Frömmigkeit des Letzteren erkennbar.

Zur Ambiguität der Ijobfigur in der Prologerzählung (Ijob 1–2)

Protokolle zur Bibel 28.1 (2019), 25–40

Vordergründig erscheint die Ijobfigur des Prologs (Ijob 1–2) als plattes Vorbild der Frömmigkeit. In rezeptionsorientierter Perspektive lassen sich aber Parallelen und Ähnlichkeiten zu atl. Passagen ausmachen, die Ijob als mehrdeutige Figur zur Geltung bringen. So werden auf der einen Seite Übereinstimmungen mit Abraham sichtbar, doch lassen sich auch subtile Bezüge zu Bileam sowie zu Edom erkennen, während weisheitliche Traditionen ebenfalls anklingen. Auf narrativer Ebene stellen die Übertreibungen in 1,1–5 und Mehrdeutigkeiten in 1,22 und 2,10 Ijobs Unbescholtenheit hintergründig infrage. Die Ambiguität der Ijobfigur wird folglich nicht erst im Blick auf das Buchganze sichtbar, sondern ist bereits im Prolog angelegt.

The Exegetical Function of the Additions to Old Greek Job (42,17a-e)

Biblica 100.1 (2019), 34–49, doi 10.2143/BIB.100.1.3286048

Der Beitrag untersucht die beiden griechischen Zusätze am Ende des Ijobbuches (42,17a und b–e). Aufgrund ihrer Position am Ende des Buches sowie ihrer Abgrenzung vom vorangehenden Buchtext durch Zitationsformeln ergibt sich eine spezifische interpretative Funktion. Indem die beiden Zusätze Ijobs Auferstehung voraussagen und ihn als Nachkommen Abrahams identifizieren, tragen sie dazu bei, Mehrdeutigkeiten im Buch bezüglich des Auferstehungsglaubens und der Frömmigkeit Ijobs aufzulösen. Durch die Bezugnahme auf autoritative Texte (namentlich Gen 36) nehmen sie zudem selber autoritative Geltung in Anspruch. Durch ihre Entstehung in der Spätphase der Kanongenese stehen die Zusätze zwischen interpretativer Texterweiterung und Rezeptionsgeschichte.

Von der Ehre zur Würde. Transformationen der Ehrvorstellungen im Ijobbuch

in: Eicker, A., Klein, S. (Hg.): Ehre in Familie, Recht und Religion. Herausforderung für Strafverfolgung und Strafverteidigung, Bern/Stuttgart 2018, 135–159

Auf der Grundlage der soziologischen Studien von Pierre Bourdieu kommt die Beziehung zwischen Ijob und JHWH im Prolog (Ijob 1—2) unter der Perspektive von Ehre und Scham in den Blick. Ijobs Ehrverlust spiegelt sich auch in seiner Abschlussrede (Ijob 29—31). Die Gottesreden dagegen fordern zwar Ijob durch rethorische Fragen hinaus, verweisen aber auch auf seine unverlierbare Würde. Dass Ijob sich am Ende seiner bleibenden Würde bewusst wird, deutet sich denn auch in seinen veränderten Verhaltensweisen im Epilog (Ijob 42,7—17) an.

Referate

Priestly Fathers and the Death of their Children: Reading Job’s Prologue against
Leviticus 8–10

The Pleasures and Pains of Confluences and Influences: Job, Song of Songs and Cognate Matters; Conference at the University of Tartu, 15–17 August 2019

 

Job’s Dark View of Creation: Gen 1 as Essential Background to Job 3 and 38

Short paper, EABS Annual Meeting, Warschau, 11.-14. August 2019

 

Ambiguous References and Ironic Allusions: The Joban Prologue in Discourse with Torah

Short paper, EABS Annual Meeting, Warschau, 11.-14. August 2019

 

Job, Victim of Ironies. A Linguistic Reevaluation of Job 1:10 in its Context

Short paper, International Organization of the Old Testament (IOSOT) Aberdeen (UK), 4.–9. August 2019

Oft wird Ijob 1,10 als Antwort auf die vorangehende Frage interpretiert (“Ist es umsonst, dass Ijob Gott fürchtet?” 1,9b). In dieser Perspektive hebt der Satan die Vorteile heraus, die Ijob als Gegenleistung für seine Frömmigkeit zuteil werden: Schutz und Segen. Ein genauer Blick zeigt aber, dass diese Beschreibung der Vorteile eine gewisse Ambiguität aufweisen. So ist in Ijob 1,10 eine subtile Ironie erkennbar, die das Konzetp des "Segnens" infrage stellt (vgl. ברך 1,6.10.11 u.a.). In dem Referat wird aufgezeigt, dass Ironie ein rhetorisches Mittel von nicht zu unterschätzender Bedeutung in der Eröffnung des Ijobbuches darstellt.

Medien

Dem Menschen fehlt die Kenntnis

Schweizerische Kirchenzeitung 18 (2020), 364-365

Gegen die Vorstellung einer guten Schöpfungsordnung in Gen 1 erhebt Ijob in seiner Eingangsklage (Ijob 3) Einspruch. Das Ijobbuch macht damit Vorbehalte geltend geg­enüber dem menschlichen Anspruch, Gottes Wirken in seiner Schöpfung gänzliche erkennen und verstehen zu können.